Der Auftrag von ihrem Chef kam überraschend. Anna sollte ihre beiden Kollegen, Jens und Marina entlasten. Diese hatten die Aufgabe, vor potentiellen Kunden Firmenprodukte zu präsentieren. Anna sollte einen Teil der Präsentationen übernehmen.
Natürlich hatte auch sie während ihres Studiums einige Referate vor Kommilitonen und Lehrkräften gehalten. Die reine Redezeit war aber nie länger als 30 Minuten gewesen. Auch das Publikum war mit höchstens 50 Anwesenden immer überschaubar geblieben. Seit ihrem ersten Job als Diplom-Designerin war sie dann nicht mehr mit dem Präsentieren vor Publikum in Berührung gekommen. Jetzt stand Anna vor der Aufgabe, vor 100 bis 200 Leuten über einen Zeitraum von ca. 90 Minuten als Hauptrednerin Begeisterung bei der möglichen Kundschaft auszulösen.
Nervosität oder Lampenfieber?
Würde sie die richtigen Argumente und Worte finden? Und vor allem – wie würde Sie mit ihrer Nervosität vor ihrem ersten Auftritt umgehen? Anna war klar, dass sie spätestens am Tag der Präsentation nervös werden wird. Damit kann sie umgehen. Was aber, wenn die Nervosität sich zu einem beim Publikum deutlich spürbaren Lampenfieber steigern würde?
Schon bald war es soweit. Der erste konkrete Termin für eine längere Präsentation stand fest. Anna stellte sich Fragen zur Präsentation, um sich die Vorbereitung darauf zu erleichtern. Diesen guten Tipp hatten ihr Marina und Jens gegeben. Die Antworten vielen ihr überraschend leicht:
Was sind die Gründe und Ziele der Veranstaltung? Ziel ist es, mehr Kunden zu gewinnen, die Möbel kaufen.
Was werden die beiden anderen Redner sagen, die nur kurz reden sollen? Die beiden anderen Redner sind keine geringeren als Jens und Marina. Sie werden gemeinsam eine Begrüßungszeremonie moderieren, die das Publikum auf Annas Präsentation vorbereiten soll. Auch später sollen sie Anna zur Seite stehen, wenn etwas nicht klappt.
Privatleute und ein paar Éxperten
Wie ist die Akustik und welche technischen Hilfsmittel stehen am Ort der Präsentation zur Verfügung? Die Akustik gilt als sehr gut. Trotzdem wird das Publikum gefragt, ob die Redner überall im Saal verstanden werden. Es steht ein Beamer zur Unterstützung des Dreier-Teams zur Verfügung.
Welches Publikum erwartet sie: Ist es Fachpublikum oder sind es „nur“ interessierte Menschen? Erwartet werden überwiegend interessierte Privatleute. Es ist jedoch anzunehmen, dass der eine oder andere Experte anwesend ist.
Soll Wissen vermittelt werden? Ja, es sollen aktuelle Einrichtungsstile wie z.B. der Landhausstil ausführlich vorgestellt werden.
Welche(s) Produkt(e) soll(en) im Einzelnen promotet werden? Es geht um Wohnzimmer-Möbel: Wohnwände, Sofagarnituren und entsprechende Accessoires.
Soll sie Entscheidungshilfen anbieten? Als Entscheidungshilfen sollen ausführliche Informationen zu den vorgestellten Möbelstücken dienen.
Anna war zufrieden mit sich. Sie hatte den ersten Schritt auf dem Weg zu einer erfolgversprechenden Präsentation ohne Lampenfieber getan.
Harald Hinnerwisch